Die Resilienz, unsere psychische Widerstandskraft

Immer wieder kommt es vor, dass wir in unserem direkten Umfeld oder aus den Medien von Menschen hören, die erstaunlich gut mit einem Schicksalsschlag umgehen oder sogar gestärkt daraus hervortreten. Diese Menschen werden im Volksmund als „Stehaufmännchen“ bezeichnet, in der Psychologie wurde die Benennung „resilient“ eingeführt. Die Resilienz, die auch als psychische Widerstandskraft benannt wird, ist die Fähigkeit mit Krisen, Rückschlägen, schwierigen Situationen, Verlusten, einem schlechten sozialen Umfeld und mit widrigen Umständen umzugehen und am Ende sogar gestärkt aus diesen herauszukommen.

Die Resilienz ist eine dem Menschen innewohnende Kraft und setzt sich aus mehreren Komponenten zusammen. Die Ausprägung der Resilienz ist in jedem Menschen verschieden und ergibt sich aus einer Mischung aus angeborener Kraft, Erfahrungen und Umfeldbedingungen. Als ungünstige Einflussfaktoren für die Entwicklung einer guten psychischen Widerstandkraft werden ein schwieriges Temperament (z.B. Ablenkbarkeit, Impulsivität), Armut, Alkoholismus oder Kriminalität im Umfeld, Disharmonie und Streit im Elternhaus gezählt. Als förderlich gelten gute soziale Kompetenzen, Zusammenhalt in der Familie, wertschätzende Kommunikationsmuster, klare Regeln und die Einbindung in ein intaktes und tragendes Netzwerk.

Seit 1950 hat das Interesse und die Forschungen zum Thema Resilienz stetig zugenommen. Die Forscher Karen Reivich und Andrew Shattè haben aus den zahlreichen Studien 7 Themengebiete sogenannte „Säulen“ herausgefiltert, die die Resilienz verbessern. Die Säulen sind:
Akzeptanz = Die Fähigkeit, Gegebenheiten so zu akzeptieren wie sie sind und damit Frieden zu schließen.
Optimismus = Vertrauen, in die eigenen Fähigkeiten und dem Umfeld zu haben. Die Kunst, immer und überall etwas Gutes zu sehen.
Lösungsorientierung = Verbesserungen und Veränderungen anpeilen, Bereitschaft, auch neue Wege in Betracht zu ziehen und zu gehen. Möglichkeiten und Chancen wahrnehmen und diese auch ausprobieren.
Selbstregulierung = ist die Fähigkeit, sich je nach Bedürfnis in einer Situation entweder selbst zu aktivieren oder sich zu beruhigen.
Übernahme von Verantwortung (das Verlassen der Opferrolle) = „jeder ist seines eigenen Glückes Schmied“, Initiative ergreifen und selbst für sein Wohl und Glück anpacken.
Netzwerkorientierung = Hilfe suchen und annehmen. Fähigkeit, sich in Kontakten so einzubringen, so dass neue tragende Beziehungen entstehen und bestehende aufrechterhalten bleiben.
Zukunftsplanung = Nach vorne blicken und sich auf die Zukunft vorbereiten.
Des Weiteren haben Forschungen ergeben, dass Resilienz erlernbar und verbesserbar ist. Mit Geduld und Ausdauer kann jeder lernen, besser mit den Stolpersteinen und Hindernissen auf dem jeweiligen Lebensweg zurechtzukommen.

Übung:
Nehmen Sie sich Zeit sich mit den folgenden Fragen zu beschäftigen:
Wie würden Sie auf einer Skala von 0-10 (0=gar nicht vorhanden, 10= sehr gut) ihre eigene Resilienz (Fähigkeit mit Krisen umzugehen) einschätzen? Wie die einzelnen Säulen der Resilienz? Anhand ihrer Bewertungen sehen Sie, wo Sie noch ein gewisses Aufholbedürfnis haben und was Sie schon gut verwirklichen und leben.